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 No Sleep till Brooklyn

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BeitragThema: No Sleep till Brooklyn   No Sleep till Brooklyn EmptyDo Mai 17, 2012 4:24 am


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NO SLEEP TILL BROOKLYN


REALLIFE RPG || AB 16 || SZENENTRENNUNG || BILINGUAL

“The city of right angles and tough, damaged people.” Pete Hamill

Wärme. Immerwährende Wärme. Die Lichter strahlen dich an, umfassen dich, lassen dich schweben. Nie hast du dich so vollkommen gefühlt, so perfekt. Alles ist leicht. Du fliegst, hoch, hoch, spürst den Wind im Haar, wohlige Hitze auf deiner Haut. Es ist ganz egal, wer du bist, was du machst; sie liebt dich. Du tanzt. Im Hintergrund läuft leise Debussys ‚Clair de Lune‘. Du gleitest weiter empor. Der Stoff um deinen Armen flattert. Tanzende Gestalten tauchen auf. Sie fliegen mit dir, die Gesichter hinter weissen Masken. Dein Lachen übertönt die Klavierklänge. Sie liebt dich so. Die Tänzer vermehren sich. Sie kommen näher. Drehung links. Drehung rechts. Du tanzt mit, wirbelst immer schneller. Die Tänzer werden zu Schemen. Du gehörst dazu. Sie liebt dich mehr als du dir vorstellen kannst. Du tanzt so schnell. Deine Arme lösen sich auf, deine Beine, dein Kopf. Die Wolke der Tänzer überrollt dich. Du wirst mitgerissen. Die Musik verstummt. Es schmerzt. Sie zerren an dir, du verschwindest. Es tut so weh. Ja, sie liebt dich; die Stadt. New York City liebt dich so.
NYC. Mehr als acht Millionen Menschen teilen sich eine Stadt, die niemals schläft. In New York sei alles möglich, sagt man. Schafft man es hier, stehen die Türen zur Welt sperrangelweit offen. Türen ins Paradies. Türen in den Reichtum. Türen in die Depression. Türen in den Tod. Die Stadt, deren Namen von den Unwissenden so schwärmerisch ausgesprochen wird, als träumten sie von Nimmerland, ist so zauberhaft schön wie grausam und aufzehrend. Die Faszination, die sie ausübt, bleibt dennoch ungebrochen, trotz all der Schauergeschichten, die man sich erzählt – von den Überfällen in der Bronx, den Obdachlosen in Queens, den Teeparties in Manhattan. Manch einer zog in die sagenumwobene Stadt, sein Glück zu finden, inmitten von Fastfood-Ketten, Taxigehupe und Tiffany’s-Ringen. Andere wurden in die Stadt hineingeboren, wuchsen in dem Wissen auf, einer von vielen zu sein, aber dennoch besonders: ein New Yorker. Stark, ehrgeizig, eigen.

Es ist acht Uhr morgens. Du blickst in den Spiegel, streichst dir über dein lichtes Haar und versuchst dich an deinem gewinnendsten Lächeln. Heute wirst du sie ködern, allesamt. Du grinst, knöpfst dir das Jackett zu, ziehst den Bauch ein. Ja, heute, der grosse Tag. Dein Fahrer wartet schon. Deine Frau winkt dir zu, du weisst, sie wird dich im Fernseher bestaunen. Du atmest tief durch. Bald. Den Brief auf deinem Schreibtisch hast du schon fast wieder vergessen. Humbug. Trotzdem spürst du ein leichtes Zittern in deiner Brust. Alles wird gut. Du bist im Wagen. Durch die getönten Fenster siehst du die Stadt. Oh, wie du sie vergötterst, deine Stadt. Menschenmassen. Sie schwingen Fahnen. Du wirst nervös, wirfst noch einen letzten Blick auf den Zettel mit deiner Rede. Du steigst aus. Eins, zwei, drei Stufen. Du stehst auf einem kleinen Podest. Kameras überall. Dein Gesicht auf Grossleinwand. Du strahlst. Was für ein wunderbarer Tag.
Den Schuss hörst du nicht. Es wird still, so still.
NYC. Die Stadt der Träumer und Künstler, der Gallerien, Museen. Stadt der Taxis und Touristen. Man wird sie nie vergessen, kann es nicht. Die Hochhäuser, die Menschen, sie brennen sich ins Gedächtnis wie heisser Wachs, angenehm schmerzend und verlockend zugleich. Tausende Leben, die gemeinsam Geschichte schreiben. Blitzende Lichter, die einander kreuzen und verblassen. Vereinzelte Schatten, die sich über alles legen, die Titelblätter der Zeitungen schmücken, Angst und Schrecken verbreiten. Selbstjustiz. Schnell, sauber, unaufspürbar. Dazwischen graue Gesichter, weder strahlend hell, noch dunkel gefärbt. Irrsinn. Oh, New York, New York.
“The faces in New York remind me of people who played a game and lost.” Murray Kempton
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